Sonntag, 22. März 2009

Exkurs: Socalled im Wiener Konzerthaus, 16. März 2009

Da es ganz gut - mehr oder weniger - zum Thema passt, folgender Exkurs: Der kanadische Musikproduzent und DJ Socalled, der sich in den letzten 10 Jahren einen Namen als Experte für das Samplen und Neu-Arrangieren alter jüdischer Musik, traditionellem hebräischen und jiddischen Liedgut, gepresst auf 50 bis 80 Jahre alten Schallplatten, die er tausendfach zuhause hortet, gemacht hat, absolvierte vergangene Woche sein meines Wissens nach zweites Konzert in Wien. Zumindest sein zweites innerhalb der letzten zwölf Monate - er trat bereits im Herbst 2008 am "Spot on Jiddischkeit"-Festival des Wiener Konzerthauses an einer ausverkauften Veranstaltung gemeinsam mit Klezmer-Legende, dem Klarinettisten David Krakauer auf.

Folgenden Text hab ich bereits vorverfasst, da ich mit dem Gedanken gespielt hab, irgendwen irgendwo zu fragen, ob er veröffentlicht werden kann. Mir war es dann aber zu blöd, bei allen Zeitungen und Zeitschriften anzurufen, nachdem ich schon beim Standard keine Antwort bekommen hab ;-) (man hat mir dort bei einem Hearing mal gesagt, ich soll mich doch melden, wenn ich was geschrieben hab - aber genau aus diesem Grund, der Ignorierung, schreib ich nie was "einfach so"); Eigentlich wollt ich den Text ohnehin gleich hier veröffentlichen - aber aus besagtem Grund hab ich noch ein bisschen gewartet. Also nur, damit ihr (ich weiß, ich spreche mit der Wand) wisst, warum sich oben einleitend geschriebenes gleich noch mal teilweise wiederholt (aber ich wollte es nicht überarbeiten, weil ich es so schön Zeitungs-mäßig cool und großspurig formuliert habe ;-):

Was herauskommt, wenn Jahrtausende alte jüdische Musiktradition auf jüngere Innovationen der Musikgeschichte wie Hip Hop und Drumcomputer trifft, führte Montagabend der kanadische DJ, Rapper, Musiker und Produzent socalled (eigentlich Josh Dolgin) dem Wiener Publikum im Konzerthaus vor Augen und Ohren. Gemeinsam mit drei weiteren Musikern (E-Bass und -Gitarre sowie Klarinette) und der Sängerin Katie Moore präsentierte er in einer etwa 90-minütigen Show einen Querschnitt seines vielfältigen Repertoirs: von Klezmer unplugged über moderne Variationen traditioneller Lieder (mit Rap und Hip Hop-Beats) bis hin zu völlig neuartigen Hip Hop-Stücken, die von hebräischen und jiddischen Gesangs-Samples sowie der Klarinette unterstützt werden. Socalled selbst singt, rappt, spielt Klavier und Akkordeon und bedient ständig hektisch den Drumcomputer, aus welchem Samples von bis zu 80 Jahre alten Platten, sowie einprogrammierte Funk- und Hip Hop Beats entweichen. Einen gewissen Bekanntheitsgrad in Österreich verdankt socalled dem Radiosender FM4, wo die Single “You are never alone” 2007 häufig gespielt wurde. Vermutlich ist deshalb Wien der einzige Abstecher von seiner gegenwärtigen Frankreich-Tournee. Bereits 2008 absolvierte er, in Begleitung des bekannten Klezmer-Klarinettisten David Kracauer, einen Auftritt am “spot on Jiddischkeit”-Festival im Wiener Konzerthaus. Auf ein baldiges Wiedersehen, gerne auch mit größerem Ensemble, ist zu hoffen.


Fehlt nur noch "herzlichst, ihr Michael Jeannée", gell? (warum schreibt man Jeannée eigentlich mit zwei e, wo er doch männlich ist? Oder schreibt man ihn eh Michael Jeanné?)

Weil das hier jedenfalls keine Zeitung ist - weder Krone noch Standard - bleibt sogar noch Platz für viele, viele, viele zusätzliche Guetzlis, die in so einem doofen Papier-Produkt eh nie Platz hätten: einziger Nachteil: keine Leser (außer du, du liebe Wand).

Guetzli Nummer 1: diese zwei wunderschönen Fotos in rührend-altehrwürdiger Steinzeit-Qualität, gemacht mit meinem uralt-gebraucht Handy, das außer dieser für damalige Verhältnisse hochauflösenden Bilder auch bereits SMS senden und empfangen kann:



Und Guetzli-Nummer 2: Folgendes, mindestens ebenso hochauflösendes, dazu aber auch noch akustisch ein wahrer Genuss, Video des Eröffnungsliedes: mit viel Fantasie kann man sich in das wunderbare Konzerterlebnis, diese kongeniale Vermischung herkömmlicher Instrumtente mit der zauberhaften Drum-Machine, hineinversetzen, auch wenn es leider eher wie eine Halluzination im Drogenrausch (vgl. Trainspotting) aussieht und sich auch so anhört:



eine akustisch und bildlich hingegen nahezu meisterhafte Version dieses Liedes findet sich übrigens als Video hier. Allerdings ist diese meiner Meinung nach übertrieben drum-lastig und nicht so ausgewogen wie in Wien.

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